Landschaftsfotoarchitektur – Fotoblog

Beiträge mit Schlagwort “Urbex

Die 12 Prüfungen der Fotografen

Nicht weniger als eines Halbgottes würdig sind die alten Sandsteinformationen im Bieltal der Sächsischen Schweiz, die wir an unserem ersten Tag in dieser Region bestaunen wollen. Die Biela verlieh diesem Tal seinen Namen, die ein Nebenfluss der Elbe ist. Doch der Wiedererkennungswert des Tals hat sich erst mit der Zeit geformt, die Herkulessäulen.

In das Bieltal zieht es Wanderer, Mountainbiker, Familien, Fotografen und Klettersportler. Nicht nur die namensgebenden Sandsteinsäulen werden aktiv beklettert, sondern auch zahlreiche weitere Sandsteinfelsen und -Wände. Der vergleichsweise weiche, porös-raue, in Schichten entstandene Stein ist hervorragend zum erklimmen geeignet, weil er naturgegeben viel Halt bietet, spannende, natürliche Formen bildet und sich leicht mit Kletterhaken spicken lässt.

Herzlich willkommen im neuen Kletter-Blog: Kraxeln im Sandkasten – Diese Sache hat einen Haken, einen Kletterhaken 😀
Im Leben wird dieser Blog kein Kletter-Blog! Genauso wenig wie der Blog vor 6, 7, 8 Jahren kein Geo-Cache-Blog geworden ist. Habt von mir aus Spaß mit eueren Hobbies, doch bleibt mir weg damit! So wie vor einigen Jahren Geocacher beim Urbexen genervt und die Orte zerstört haben, machen es heute die vielen Kletteraffen, die meine Fotos bomben und sich ins Motiv drängen. Mir ist klar, die Natur ist für alle da und ich kann nichts daran ändern. Doch Corona kann es offenbar auch nicht. Zumindest aber kann ich es vermeiden Fotos von Dingen zu machen, die mir nicht gefallen.

Die unverkennbaren Säulen bekamen ihre(n) Namen von Carl Merkel, seinerzeit ein Maler und Gelehrter, der sich kreativer Weise der Namensgebung verschiedener Felsformationen im Bieltal verschrieb. Für ihn war es eindeutig, die beiden freistehenden Säulen erinnerten Ihn an die zwei Berge, die sich nördlich und südlich der Straße von Gibraltar erheben. In der Antike wurden sie als Säulen des Herakles bezeichnet und wie jeder weiß ist Herkules der lateinisch-römische Name für den eigentlich griechischen Herakles (Sohn des Zeus und von Alkmene; Hera wurde zur Stiefmutter).

Herkulaus, der Halbgott, der es geschafft hat einen Platz auf dem Olymp zu verdienen, schaffte dies, weil er 12 unlösbare Aufgaben bewältigte. So mussten auch wir auf unserer Fototour 12 unvorstellbare Dinge leisten, um unser Ziel zu erreichen.

  1. Aufstehen, Brötchen holen, Frühstücken und das Haus verlassen, vor 10 Uhr.
  2. Einen Parkplatz finden, denn wir mussten unsere Kräfte gut einteilen.
  3. Etwa 400m mit der schweren Fotoausrüstung laufen um einen Biergarten zu erreichen.
  4. Die Entscheidung treffen, vor den nächsten Aufgaben noch einen happen zu essen oder es zu lassen.
  5. Bezahlen und sich aufraffen.
  6. Festlegen ob der Wanderweg im oder gegen den Uhrzeigersinn bewältigt wird.
  7. Unzählige Höhenmeter bewandern, durch einen schönen Lichtdurchfluteten Wald.
  8. Nicht von den Klippen fallen oder in Schluchten hinein.
  9. Abkürzungen finden um den Zeitplan einzuhalten.
  10. Sich nicht von der Landschaft ablenken lassen (wie von Sirenengesängen) und weiter nach den Herkulessäulen suchen.
  11. Den Rückweg zum Biergarten ohne Verletzungen meistern, um sich dort zu stärken.
  12. Schöne Fotos von all dem machen.

Ob die Fotos nun gelungen sind, kann ich wegen Befangenheit nicht objektiv sagen. Doch häufig wäre ein schönerer Aufbau nur mit einem Helikopter oder der Superkraft nicht von Felsklippen zu fallen möglich gewesen. Daher bin ich recht zufrieden. Unser Lohn war es am Abend in unsere Ferienwohnung zurückzukehren, die, weil wir alle 12 Aufgaben bewältigt haben, passenderweise den Namen ‚Olymp‘ trug. #OhneWitz #Schwöre

Der nächste Beitrag sollte nicht so lange auf sich warten lassen. Bis dann bitte nicht vergessen eines der Bilder zu touchen oder zu klicken. Danke und bis bald.


Für die vier Buchstaben

Kurzer Hand habe ich mich entschlossen ein paar Festplatten-gereifte Fotos zu durchwühlen und stieß dabei auf das heutige Prachtstück.

Im April 2011 fand eine Oster-Urbex-Tour statt, die uns unter anderem nach Vockerode führte. Damals konnte man das Kraftwerk noch für lau „besichtigen“. Doch, soweit ich weiß, ist dies heute nicht mehr möglich, da die Bausubstanz wohl doch sehr mangelhaft geworden ist.

Wie dem auch sei, hier sehen wir den hinteren Teil der Turbinenhalle dieses ehemaligen Kohle-Kraftwerks.

 


Asche zu Asche

Dies ist nun die letzte Location der OUT2013. Mit ihr endet mein Themenblogging, dass ich vor 74 Tagen begann. Es könnte kaum besser passen. Der letzte Ort den wir besuchten, war auch für viele andere Menschen der letzte Ort den sie besuchten. Hier verließen Viele ihre menschliche Hülle und hinterließen ihren Angehörigen nur noch Erinnerungen. Wir fanden uns am Ende unseres Weges in einem Krematorium wieder.

Ursprünglich wollten wir einen Zahnarztstuhl finden und fuhren dafür Stundenlang durch Deutschland. Als wir ankamen war er ganz einfach weg. Nicht weit entfernt davon sollte es ein Krematorium geben und da sich die Sonne langsam dem Horizont entgegen neigte durften wir nicht lange Überlegen. Wir fanden es, parkten und schnappten unsere Fotorucksäcke. Im Inneren war es dunkel, kalt,  gespenstisch, still. Wir fanden zuerst einen kleinen runden Raum in dessen Mitte ein Schlitten auf Schienen stand. Darüber befand sich eine Luke in der Decke.  In den Wänden eingemauert fanden wir die Verbrennungsöfen. Auf dem Boden davor gab es wieder diese Schienen. So konnte der Schlitten auf den einen oder anderen Ofen ausgerichtet und anschließend dort hin gefahren werden.

Links und rechts vom Eingang dieses Raumes gingen Gänge ab, die mit Treppen in die Kellerbereiche dieser Anlage führten. Wir fanden ebenfalls einen Weg hinauf. Oben war ein kleiner, jedoch hoher Saal, in dessen Mitte ein Sarg zu liegen schien. Bei näherer Betrachtung viel auf, dass es die Luke war,  unter deren Deckel es hinab in den kleinen, dunklen Raum ging. Eine hölzerne Treppe führte noch weiter hinauf auf eine Empore. Man schaute hinab auf die Luke und auf ein Kreuz des Christentums. Einst wurden in diesem Saal die Verstorbenen aufgebahrt und zeremoniell verabschiedet. Der Sarg wurde anschließend durch die Luke auf den Schlitten darunter herab gelassen und in einen der Öfen geschoben. Einige der Dielen, die heute unter einem Haufen Dreck begraben sind, knarzten mit jedem Schritt. Andere gaben nur ein dumpfes Geräusch von sich. Wie viele Tränen mussten diese Dielen wohl auffangen?

Zwischen 1910 und 1990 wurden hier über 100’000 Menschen wieder zu Staub und Asche. Dazu mussten im Laufe der Zeit die Kühlkammern vergrößert, eine Laderampe und Büroräume angebaut und die Abläufe genauer geplant werden.

Nach 90 Jahren Leben und 90 Minuten Einäscherung bleiben von einem Menschen noch immer sterbliche Überreste zurück. Knochen und Zähne verbrennen nicht, sie müssen zu feinem Staub gemahlen werden. Wir fanden auch noch eine dieser Knochenmühlen in den Kellerräumen dieser Feuerbestattungsstätte. Ich will mir nicht vorstellen müssen was für ein schauderhaftes Geräusch entsteht, wenn Knochen und Zähne in einer blechernen Mühle zerrieben werden.

Emotionen blieben jedoch beim Personal in den meisten Fällen auf der Strecke. Zu viele Namenlose und Menschen ohne Angehörige wurden hier eingeäschert, von kalten Herzen in die heißen Öfen geschoben. Wie geht es dir bei diesem Thema? Ich war erst einmal auf einer Trauerfeier, doch der Tod begegnet mir und dir täglich. Wir haben (aktuell) das Glück nicht in Kriegzeiten zu leben. Wir können uns die Zeit nehmen über den Tod nachzudenken anstatt ihn als alltäglich hinzunehmen. Oft habe ich mir Gedanken gemacht, mir viele Sichtweisen angehört und viele Glaubensrichtungen erklären lassen… Für mich habe ich dadurch folgendes herausgefunden:

Der Tod steht uns allen bevor. Ich selbst habe keine Angst irgendwann sterben zu müssen und sehe den Schnitter Tod nicht als Bestrafung an. Was mir Gedanken macht ist das was ich zurücklassen werde. Vielleicht der Gedanke nicht fertig geworden zu sein oder mich nicht verabschieden zu können. Große Träume und Ziele habe ich nicht. Ich bin auch nicht unersetzbar. Aber ich will, bis zu dem Zeitpunkt an dem es für mich soweit ist zu gehen, die Welt verbessert haben. Leben in einer Matrix-Welt, Wiedergeburt, Himmel, Hölle, Reinkarnation, Klonung, Cyber-Gehirne und -Körper. Ich gehe davon aus nur einmal zu leben und dieses eine Mal will ich nicht verschwenden. Wenn ich das Beste aus meinem Leben mache, für mich, für meine Mitmenschen, auch für den Planeten, dann habe ich keine Angst.

Zu den drei Bildern, die ich euch nun noch zeigen möchte, geht es hier entlang zur Galerie oder wie immer über das kleine quadratische Bild oben rechts in der Ecke. Danke, dass du die Zeit hattest hier vorbei zu schauen. Schauen wir mal was ich mit diesem thematischen Ende anfangen und von nun an bloggen werde.

Post Scriptum

Weitere Bilder dieses Krematoriums könnt ihr im Blog von SL-Punkt finden, der schon im April dazu bloggte: SL-Punkt – Krematorium. Schaut rein!

Eine vertonte Form des Volksliedes „Schnitter Tod“ interpretiert durch die Band ASP


Die Reste der Selbstständigkeit

Die vorletzte Location der OUT2013 war über einen ganzen Ort verteilt. Dort besuchten wir drei alte Tuchfabriken, die, wie wir schon wussten, nur noch aus verlassenen und leeren Gebäuden bestanden. Es gab keine Maschinen mehr, keine Tücher oder Stoffe und keine alten Dokumente. Alles was blieb war die Geschichte der Unternehmer ihrer Angestellten, die einst ihre Existenz auf diesen Hallen begründeten.

Einst waren hier jahrelang Webstühle, Spindelmaschinen, Farbkessel, Nähmaschinen und Tuchpressen im Einsatz. Bedient wurden sie von fleißigen Frauen und Männern. Auch wenn schon viele Arbeitsgänge durch Maschinen unterstützt wurden, war es noch immer eine anstrengende Arbeit. Vor allem war sie Laut. Stelle dir eine Halle voller Maschinen vor, die unentwegt rasseln, rattern, poltern und klappern. Stelle dir dutzende Nähmaschinen in einer großen, schallenden Halle vor. Als kleine Hilfestellung hier der Klang eines älteren Exemplars : Nähmaschine bei AudiYou.de

In Deutschland ist es Tradition zu exportieren. Warum sollte man sich nur auf Produkte beschränken, wenn man auch ganze Firmen outsourcen kann? Einige der Fabriken, die wir besuchten, konnten schlichtweg dem Konkurrenzdruck nicht standhalten. Andere Firmen wurden ins Ausland verlagert oder an internationale Investoren verkauft, welche dann ebenfalls alle Maschinen und ein paar Mitarbeiter mit ins Ausland genommen haben. Dies beschränkt sich nicht nur auf diese Tuch- und Stofffabriken. So passierte und passiert es überall in Deutschland. Es ist bei uns aber auch Tradition, Traditionen aufrecht zu erhalten. So kommt es, dass nicht alle Firmen abgewandert sind. Es fand, nüchtern betrachtet, eine wirtschaftliche Evolution statt. Nur die „Stärksten“ überleben. Und was Stärke genau bedeutet, lässt sich oft erst später erkennen.

Es ist traurig. Aber der Bürgermeister lässt sich trotz Abwanderung und den Rückgang der Textilindustrie nicht unterkriegen. Heute ist die ehemalige Textilmetropole eine Rosenstadt, besitzt ein Museum zum Thema der Textilverarbeitung und das Stadtbild sieht weitgehend gut und frisch aus, auch wenn noch viel in Planung ist. Der Ort lädt zum Erinnern und Träumen ein. Ich brauche dir nicht vorenthalten wie der Ort heißt. Es geht um  Forst (Lausitz). Bei DRadio.de gibt es einen schönen Bericht, den sich Interessierte gern durchlesen oder auch anhören (19:47 Minuten) können. Er ist wirklich empfehlenswert! Was ich dir nicht sagen kann ist, welche Firmen wir besuchten. Dieses Detail ist schon in Vergessenheit geraten. Aber hinfahren werde ich bestimmt noch einmal.

Um alle Fotos anzuschauen musst du wieder zur  Galerie surfen. Das geht auch über das kleine quadratische Bild oben rechts in der Ecke. Vielen Dank an dich, dass du die Zeit hattet hier vorbei zu schauen! Ich weiß noch nicht, ob der nächste Beitrag die letzte Location der OUT sein wird oder vielleicht wieder ein spontaner, anderer Beitrag. Bis bald auf jeden Fall.


Elektronenfluss

Weiter geht es mit der OUT2013 und mit einer Location, die ich schon mit Sound of electricity angekündigt habe. Es ist ein stillgelegtes Kohlekraftwerk in Deutschland und mittlerweile schon das fünfte dieser Art, das wir besucht haben. Nachdem wir einen Eingang fanden, packten wird die Kameras aus und teilten uns auf ohne Zeit zu verschwenden. Schon von außen sah es riesig und sehr imposant aus. Das Erste was ich feststellen musste war, dass sich in diesem Kraftwerk wieder (nur) Rohre, Schaltschränke und Brennkammern befanden.

Also wurde vom Erdgeschoss auf eine höhere Ebene gewechselt. Angekommen auf der Ebene der Turbinen ebenfalls Ernüchterung, Turbinen, wie erwartet. Doch etwas war anders als in anderen Kraftwerken. Hier gab es insgesamt 14 Turbinen. Ein Dutzend davon brachte jeweils 210MW in das Stromnetz, die zwei restlichen jeweils 500MW. Diese Turbinen waren größtenteils noch an ihrem ursprünglichen Einsatzort. Ganz im Gegensatz zu dem stillgelegten Kohlekraftwerk Vockerrode etwa, in dem es in der Turbinenhalle nur noch große Löcher und viel ‚Nichts‘ gibt. Eine 600m lange Halle jedoch vollgestellt mit großen Anlagen, schmutzig, aber dennoch nicht heruntergekommen. Jede Location bietet dir doch immer wieder etwas neues. Ich würde diesen Ort so beschreiben: Gigantisch, unfassbar groß und wahnsinnig beeindruckend.

Es waren zahlreiche Turbinengehäuse geöffnet. Einige waren leer, in anderen wiederum lagen die Axialturbinen still und regungslos. Sie haben jahrelang ihren Dienst zuverlässig verrichtet und für uns Elektronen in Bewegung gesetzt. Wie der Reifen eines Fahrrads den klassischen Dynamo antreibt, so bewegten diese beeindruckenden Stücke des Maschinenbaus und der Strömungslehre riesige Generatoren. Dabei wurden zu Spitzenzeiten bis zu 50.000 Tonnen Braunkohle täglich verfeuert. Das Grundig Stadion in Nürnberg ist ein Fußballstadion, das 50.000 Zuschauer fassen kann. Wenn jeder Besucher eintausend Kilogramm Braunkohle mitbrächte, könnte man einen Tag lang Strom aus der Steckdose bekommen. Täglich mussten 50.000 Tonnen Kohle aus der Erde geschürft und gekratzt werden. Es ist unvorstellbar.

Nachdem die Turbinenhalle, die sich im Aufbau etwa alle 40m wiederholte, ausgekundschaftet war ging es noch höher hinauf. Gute 300 Stufen. Dort, 65m hoch über dem Boden, ist dann das letzte Bild dieser Galerie entstanden. Ich wünsche viel Spaß mit diesem Koloss der ehemaligen DDR.

Zur kompletten Galerie geht es wieder über das kleine quadratische Bild oben rechts in der Ecke oder über den Link etwas weiter vorn im Satz. Vielen Dank an dich, dass du die Zeit hattet hier vorbei zu schauen! Innerhalb einer Woche könnte es den nächsten Beitrag geben. Schau mal wieder vorbei.


Sound of electricity

Dies ist eine Kostprobe der nächsten Fotos die ich bloggen möchte. Es handelt sich dabei um ein großes Stück Industrie, das für uns alle so unverzichtbar scheint.

Über Ostern waren wir Fotografen im Rahmen der OUT2013 mal wieder in einem Kohlekraftwerk. Diesmal nicht im bösen Belgien, sondern mal wieder daheim im Deutschland. Es gehört jedoch nicht zu den Kraftwerken, die man, für gewöhnlich, auf Anfrage besichtigen kann. Daher kann ich euch den Namen des Kraftwerks leider nicht nennen.

Ein gutes Foto braucht nicht erklärt werden heißt es. Also fange ich ohne weitere Umschweife an. Diese Dampfturbine trieb einen 210MW-Generator an, von denen es in diesem Kraftwerk 12 Stück gab. Ein ohrenbetäubender Lärm erfüllte die etwa 600m lange Turbinenhalle. Ein Dutzend dieser Turbinen surrten im Einklang der Stromproduktion 32 Jahre lang vor sich hin. Tag ein, Tag aus. Bis zu 600°C heißer Dampf  brachte diese Ungetüme in Bewegung, um für uns den so notwendigen Strom zu produzieren.

Da war es wieder, dass „Produzieren“. Strom ist eine Energie und diese kann man weder vernichten noch herstellen oder „produzieren“, nur wandeln ist möglich. Warum also benutzt man diese unmögliche Formulierung? Nun, ich bin kein Sprachexperte und ihr wisst das am besten. Aber betrachten wir es mal so: Jemand betreibt ein Kraftwerk und kauf Rohstoffe ein, hier Kohle. Diese wird in einem Produktionsprozess in etwas vielseitigeres und wertvolleres veredelt bzw. „verwandelt“, in den elektrischen Strom. Der Kraftwerksbetreiber verkauft sein Endprodukt dann schließlich und verdient einen Haufen Geld damit. Dieses Prinzip kennen wir alle von der Pommesbude, den Autobauern und vom Heimwerken. Euch fallen sicher bessere Beispiele ein. Also, ich mache euch einen Vorschlag, auf den mich einer der Fotografen brachte. Wenn Ihr, wenn wir, von einer Stromproduktion reden wollen, dann sollten wir auch sagen, dass der Strom aus einer Stromfabrik stammt. Das ist zwar kompletter Blödsinn, aber auf eine verquere BWLer-/Wirtschafter-Denkweise ist es so verkehrt auch nicht.

Heute klingen sie nicht mehr, drehen sich nicht mehr, stehen still.
Diese Klingen trugen den Klang von Elektrizität mit sich.
Laut, ohrenbetäubend und unverzichtbar.

Danke für vorbei schauen. Das meine ich ernst! Ein Klick auf das Foto bringt euch zu einer größeren Ansicht. Beim nächsten Mal sollte es wieder ein paar Fotos mehr geben und auch mehr von diesem Kraftwerk. Bis dahin.


The Chapel

Es ist Ostersonntag 8:00 Uhr in Cottbus. Wieder machen sich fünf Fotografen auf die Socken um wenigstens einmal im Jahr eine Kirche zu besuchen. Nach gut 2,5 Stunden im Schneckentempo erreichen sie endlich ihr Ziel. Doch als sie die Kirche betreten, ist diese schon leer und verlassen. Offenbar kamen wir circa 20 Jahre zu spät.

Die Fahrt zur Kirche war nervraubend. Ab der polnischen Grenze konnte man auf der Autobahn nur noch durchschnittlich 60km/h fahren. Klischee hin oder her, die Fahrbahn mit Fahrtrichtung ins Landesinnere war mies. Hätten wir uns Martini mitgenommen wäre das alles kein Problem gewesen. Wir wurden geschüttelt und als wir den dicken „HeidePark-Wumbo“ am Rande der Autobahn stehen sahen waren wir von dem Stückchen Heimat auch ein bisschen gerührt. Gut, wir haben gedacht er wurde geklaut. Aber, die Werbestrategie ungefähr 500 km vom Veranstaltungsort entfernt Werbung zu machen, war für uns nicht so ganz offensichtlich.

Wir parkten vor der Kirche und betraten sie demütig. Das bedeutet in diesem Fall, dass wir durch ein kleines Loch am Boden kriechen mussten. Außen sah sie ganz „normal“ aus, ein kleiner Glockenturm, nichts Auffälliges. Im Inneren habe ich ein Becken mit Weihwasser gesucht um mir die Hände waschen zu können, nur war da keins. Also gingen wir weiter ins innere und enterten das Kirchenschiff. „Arrrrr, hier sind die Ungläubigen.„, haben wir gerufen. „Wenn es noch irgend einen Gott interessiert was wir hier machen soll er ruhig mal herkommen!„, ging es weiter. Aber anstelle eines Gottes kam nur ein polnischer Landmann und seine Freundin durch das selbe Loch in die Kirch geklettert. Die beiden konnten uns leider kein Wunder daherzaubern und so mussten wir uns doch mit der Architektur beschäftigen.

Diese war, ich sage mal, ungewöhnlich. Zumindest, wenn man in Deutschland aufgewachsen ist. Multikulti ist selbst heute noch nicht so unser Ding. Und deshalb war ich sehr verwirrt als ich in dieser Kirche stand. Es fehlte an den Eingängen das Weihwasser, es gab keinen Altar, keine heiligen Figuren an den Wänden und keinen Platz für Fürbitten. Als Atheist, der jahrelang katholischem Religionsunterricht beiwohnen musste, fühle sich diese Kirche komisch an. So unfertig. Es gab keinen der typisch-markanten Punkte. Ich wusste nicht was ich tun soll, keine Muse hat mich geküsst und kein Erzengel hat mich gestraft. Somit blieb es mir nur noch übrig mich tatsächlich auf die Architektur zu stürzen.

Erst im Nachhinein wurde mir klar: Das war niemals eine christliche Kirche. Es gab Ränge auf zwei Etagen, mit Holzgittern vom Kirchenschiff abgetrennte Bereiche und keine Sitzreihen. Wir Fotografen hatten uns pauschal darauf geeinigt, dass es wohl eine orthodoxe Kirche sei… Als ich meiner Oma davon erzählte kam ihr das alles recht bekannt vor. Sie erinnerte sich einen ähnlichen Ort bei einer Städtereise in Prag besucht zu haben. Dieser Ort war eine jüdische Synagoge. Jetzt wurde mir so einiges klar und plötzlich wirkte die „Kirche“ auf meinen Fotos nicht mehr unfertig, sondern wunderschön.

Sollte ich als Deutscher ein schlechtes Gewissen verspüren, wenn ich über Juden spreche? Sollte ich ein schlechtes Gefühl dabei haben, einen ihrer heiligen Orte betreten zu haben? Sollte ich vorsichtshalber ein Wort der Entschuldigung niederschreiben und um Verzeihung bitten? Die Antwort lautet Nein. Wozu auch? – Wem hilft es? Wem schenkt es Trost? Das Einzige was ich hier klarstellen muss ist, dass wir alle zusammen weiter daran arbeiten sollten Deutschland von seiner hartnäckigen braunen, nationalsozialistischen Kruste zu befreien, damit der leckere, cremige und weltoffene Kern dieses Landes (noch besser) zum Vorschein kommt.

Diesmal ist der Text fertig bevor ich auch nur ein eiziges Foto angefasst habe, daher weiß ich noch nicht was euch erwarten wird. Wie ihr zur Galerie kommt wisst ihr ja nun bestimmt schon. Ich bedanke mich recht herzlich, dass ihr, das du dir die Zeit genommen hast deine Badehose oder deinen Bikini einzupacken und hier vorbei zu surfen. Viel Spaß beim genauen hinschauen. Bis Sonntag.